Ein deutscher Staat steht in fast allem an letzter Stelle. Aber es ist die Nr. 1 bei Impfstoffen.
BREMEN, Deutschland – Diese nördliche Hafenstadt bildet zusammen mit dem benachbarten Bremerhaven das kleinste und nach vielen Maßstäben das ärmste Bundesland im föderalen System Deutschlands. In Ländervergleichen zur Bildung oder zur Bekämpfung von Kinderarmut rangiert sie durchweg auf dem letzten Platz.
Aber wenn es um Impfstoffe geht, ist Bremen die Nr. 1, mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Es hat seinen Erfolg in einem Land erzielt, das es geschafft hat, nur etwas mehr als drei Viertel seiner Bevölkerung zu impfen, und das letzte Woche gegen ein Gesetz gestimmt hat, das Impfungen für Menschen über 60 obligatorisch gemacht hätte.
„Bremen war so erfolgreich, weil man schon früh gemerkt hat, dass man in die Nachbarschaft gehen muss, dass man nicht nur eine zentrale Impfstelle haben kann, sondern dass man in die Kommunen gehen und auf sie zugehen muss Menschen“, sagt Marieke Gerstmann, die in einem Bremer Armenviertel eine kommunale Gesundheitsvermittlungsstelle betreibt, die sich für Impfungen einsetzt.
Was Bremens Elite-Impfstatus umso auffälliger macht, ist die Tatsache, dass Migranten – die ein Drittel der Bremer Bevölkerung ausmachen, die meisten aller deutschen Bundesländer – weniger wahrscheinlich geimpft werden als in Deutschland Geborene nach aktuellen Studien des Robert-Koch-Instituts, der nationalen Gesundheitsbehörde.
„Unser Ansatz war, die Menschen zu erreichen und sich mit der Gemeinde zu verbinden“, sagt Andreas Bovenschulte, Bremens Bürgermeister und zugleich Bürgermeister der Stadt Bremen Gouverneur.

Bremen ist zusammen mit dem benachbarten Bremerhaven das kleinste und in vielerlei Hinsicht ärmste Bundesland Deutschlands Föderales System. Kredit… Laetitia Vancon für die New York Times
Bovenschulte schreibt ein enges Netzwerk aus Gemeindeältesten, religiösen Führern, Bürgerrechtlern und städtischen Angestellten zu, das in Bremen schon vor der Pandemie stark war. Bremens soziale Bindungen seien gerade in benachteiligten Stadtteilen eine Notwendigkeit, sagte er.
Das Deutsche Rote Kreuz Bremen stellte schnell mobile Impfteams, zwei nagelneue Impfwagen und neun alte Stadtbusse zusammen – die als mobile Impfkliniken oder Aufwachräume dienen können.